Entwickler von Videospielen streben oft danach, ihre Kreationen zu perfektionieren, aber dieses übermäßige Streben nach Perfektion könnte dem Spielerlebnis schaden. Greg Street, ein ehemaliger Systemdesigner für World of Warcraft und ehemaliger Leiter eines in der Entwicklung befindlichen MMOs bei Riot Games, stellt diesen Trend in der Branche in Frage. In einem aktuellen Twitter-Thread hebt er die Ähnlichkeiten zwischen den Reisen von Blizzard und Riot hervor und weist gleichzeitig auf die Risiken hin, die mit einer Obsession für Politur auf Kosten des Gameplays einhergehen.
Das Dilemma des Perfektionismus in der Spieleentwicklung
Greg Street erklärt in seiner Analyse, dass Blizzard Entertainment und Riot Games zunächst aufgrund ihres Verständnisses von Spielgenres erfolgreich waren, nach und nach jedoch zu viel Wert auf Perfektion legten. Er glaubt, dass diese Obsession mit Politur, die oft teuer ist und eine Entwicklungszeit von bis zu neun Jahren in Anspruch nehmen kann, die Spieler eher abschrecken als anziehen könnte.
Street weist darauf hin, dass selbst wenn Spieler den Glanz eines Spiels zu schätzen wissen, er bezweifelt, dass sie bereit sind, fast ein Jahrzehnt zu warten, um es zu spielen. Er nennt konkrete Beispiele für Entscheidungen beider Studios, bei denen vielversprechende Gameplay-Elemente aus übertriebenem Perfektionsdrang verworfen wurden.
Rückkehr zu raueren Anfängen: das Beispiel von League of Legends
Street erinnert sich an den Start von League of Legends und beschreibt das Spiel als „abgefahren“, aber faszinierend. Damals entschieden sich die Entwickler für einen bescheideneren Ansatz und konzentrierten sich auf das Engagement und Feedback der Spieler. Diese Methode trug dazu bei, ein Vertrauensverhältnis zwischen Entwicklern und der Community aufzubauen, das laut Street im Laufe der Jahre offenbar immer komplizierter geworden ist.
Die ursprüngliche Philosophie von Riot, die den Dialog mit Spielern und eine agile Entwicklung begünstigte, ist einer Strategie gewichen, bei der Politur Vorrang vor Spielvergnügen hat. Street befürchtet, dass diese Entwicklung schädliche Folgen für alle Spieler in der Spielbranche haben wird.
Kommende Herausforderungen für Fantastic Pixel Castle
Als Gründer seines eigenen Studios Fantastic Pixel Castle konzentriert sich Street nun auf sein Projekt mit dem Codenamen „Ghost“. Obwohl er aktiv ist und hinsichtlich der Entwicklung optimistisch ist, bleibt er hinsichtlich der Veröffentlichungszeitpläne vorsichtig und bevorzugt die Qualität des Gameplays gegenüber starren Veröffentlichungszeitplänen.
Street betonte, dass sich sein Ansatz bei seinem neuen Projekt auf „Gameplay vor Politur“ und auf die Schaffung von „Spielerwert“ konzentrieren werde und gleichzeitig versuche, unnötige Verlängerungen der Entwicklungsfristen zu vermeiden. Die Herausforderung liegt also darin, eine gesunde Balance zwischen Abschluss und Spielvergnügen herzustellen.
Die Bedeutung dieses Gleichgewichts wirft Fragen über die zukünftige Ausrichtung von Massive-Multiplayer-Spielen auf und darüber, wie Entwickler die Erwartungen einer Community erfüllen können, die nach qualitativ hochwertigen Inhalten hungert, ohne auf das Gameplay zu verzichten. Da die Erwartungen der Spieler steigen, könnten Streets Gedanken durchaus als Aufruf dazu klingen, die Prioritäten bei der Entwicklung der Spiele von morgen zu überprüfen.
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